Die nachfolgenden Informationen ersetzen keinesfalls eine ärztliche Diagnose und Beratung.

Fehlhaltung der BWS

Fehlhaltung der BWS: was ist das?

Wird die Brustwirbelsäule (BWS) über einen längeren Zeitraum durch eine ungünstige Körperhaltung belastet, kann eine Fehlhaltung die Folge sein. Dabei kommt es nicht nur zu einer andauernden ungünstigen Belastung der Wirbelsäule, sondern kann auch zu einer Verformung der Wirbelsäule führen und durch zusätzlich entstehende Muskelverspannungen zu Schmerzen führen. Durch die Fehlhaltung können Schmerzen im Bereich der gesamten Wirbelsäule entstehen, da der Körper versucht die Fehlhaltung an einer anderen Stelle zu kompensieren. So ist zum Beispiel bei vermehrtem Rundrücken in der Brustwirbelsäule häufig eine vermehrte Knickung der Halswirbelsäule nach hinten zu beobachten. In seltenen Fällen ist eine „schiefe“ Brustwirbelsäule auch angeboren. Je nach Richtung wird die Fehlkrümmung als Skoliose (seitliche Krümmung) bzw. Hyperkyphose oder Rundrücken (bei starker Krümmung der BWS nach vorne auf Höhe der Brustwirbel) bezeichnet.

Einhergehend mit einer BWS-Fehlhaltung können – je nach Dauer und Ausprägung – Schmerzen auftreten. Schmerzhafte Fehlhaltungen der BWS treten meist aufgrund von Bewegungsmangel oder jahrelanger körperlicher, vereinzelter Tätigkeiten in ungünstigen Arbeitspositionen auf (z.B. Schneider, Taxifahrer, Krankenpfleger etc.). Aber auch langes Sitzen am Schreibtisch oder vor dem Computer kann zu Fehlhaltungen der BWS führen.

Symptome einer Fehlhaltung der BWS

Symptome zeigen sich in der Regel erst, wenn eine BWS-Fehlhaltung lange andauert. Häufig kommt es zu Nackenschmerzen, aber auch zu Kopfschmerzen sowie Schmerzen im Bereich der Schultern, Hüfte und Kniegelenke. In einigen Fällen können die Füße schmerzen. Der Grund: Die Fehlfunktion der BWS wird von der Nacken- und Lendenwirbelsäule sowie der dazugehörigen Muskulatur zwar einige Zeit lang kompensiert, wirkt sich aber früher oder später auf diese „fernen“ Bereiche aus.

Außerdem gibt es deutlich sichtbare Anzeichen der Fehlhaltung, wie eine „ungesunde“ Körperhaltung (hängende Schultern, Rundrücken) oder die o.g. Verkrümmung der BWS. Der Mediziner spricht von einer Haltungsschwäche, wenn der Patient nicht fähig ist seine Wirbelsäule im Stand – mit waagrecht nach vorne ausgestreckten Armen – über mehr als 30 Sekunden aufzurichten.

Ursachen einer Fehlhaltung der BWS

Abgesehen von angeborenen Fehlstellungen, gelten als Hauptursachen für eine Fehlhaltung der BWS:
  • Schwere körperliche Arbeit (z.B. schweres Heben und Tragen)
  • Körperliche Arbeit in ungünstigen Positionen (z.B. über Kopf, am Pflege- oder Intensivbett)
  • Sitzende Tätigkeit ohne entsprechend abgestimmte Stühle und Arbeitsflächen
  • Nicht ausreichende Bewegung (v.a. bei Kindern und Jugendlichen)
  • Schwach ausgeprägte Rückenmuskulatur
  • Schwach ausgeprägte Bauchmuskulatur
  • Übergewicht
Auch bei gut trainierter Rückenmuskulatur können Haltungsschäden im Bereich des BWS entstehen, d.h. wenn die Brust- und Bauchmuskulatur als Gegenspieler nicht ausgleichend trainiert werden und somit ein muskuläres Ungleichgewicht entsteht.

Diagnose einer Fehlhaltung der BWS

Anhand des Beschwerdebildes und der Angaben der Patienten (Anamnese) kann häufig bereits eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Mittels körperlicher Untersuchung kann der Arzt eine BWS-Fehlhaltung erkennen: Er begutachtet dabei die Körperhaltung und den muskulären Funktionszustand, testet die Flexibilität der Wirbelsäule in allen Bereichen und achtet auf eine eventuell vorhandene Differenz der Beinlänge bzw. einen Beckenschiefstand.

In einigen Fällen kann auch eine neurologische Abklärung sinnvoll sein, um Schäden an der Wirbelsäule, die die Nervenfunktion beeinträchtigen, zu erkennen. Muskuläre Ungleichgewichte (Dysbalancen) können mittels elektromyografischen Funktionsanalysen (Elektromyografie) diagnostiziert werden. Eine Röntgenaufnahme im Stehen und/oder in bestimmten Körperhaltungen geben weitere Aufschlüsse auf die bestehende Fehlhaltung.

Wie kann man einer Fehlhaltung der BWS vorbeugen?

Es gibt einige Möglichkeiten, die dazu beitragen, einer Fehlhaltung der Brustwirbelsäule vorzubeugen: Hierzu zählen regelmäßige Bewegung, Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur sowie Vermeiden von Fehlhaltungen. Hierzu sollte auf bewusstes Bewegen bzw. Mobilisieren der BWS geachtet werden: beispielsweise in Beruf und Alltag öfter mal die Position wechseln oder sich strecken und dehnen, einen höhenverstellbaren Schreibtisch nutzen oder dynamisch, d.h. abwechselnd sitzend und stehend arbeiten sowie auf ergonomisch angepasste Sitz- und Schreibmöbel achten.

Unterstützend wirken können auch gezielte Übungen zur Mobilisierung der Brustwirbelsäule sowie die Kräftigung der gesamten Rumpfmuskulatur.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Fehlhaltung der BWS?

Die Therapie einer Fehlhaltung der BWS orientiert sich individuell an der Art und dem Ausmaß der Fehlhaltung, dem Beschwerdebild, dem Alter und den beruflichen Anforderungen des Patienten. Grundsätzlich sind Physiotherapie, Osteopathie, Wärme- oder Kälteanwendungen sowie Massagen dazu geeignet Fehlbalancen der Muskulatur auszugleichen und die Beweglichkeit der BWS und somit die Haltung zu verbessern. Dies trägt auch dazu bei, eventuell vorhandene Beschwerden zu lindern. Bei starken Rückenschmerzen können zunächst Schmerzmittel verordnet werden, damit mit der Physiotherapie überhaupt begonnen werden kann. Therapiebegleitend können Bandagen oder Orthesen, wie z.B. der BORT Geradehalter oder der BORT Geradehalter Sport zur Unterstützung einer gesunden Körperhaltung und Schmerzlinderung eingesetzt werden.

Auch Haltungsschulungen und spezielle Übungen für die Brustwirbelsäule sowie Tipps und Strategien zur Schmerz- und Stressbewältigung können sinnvoll sein. Sehr wichtig ist es auf jeden Fall wieder mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren und täglich Gymnastik, Kräftigungsübungen und ausreichende Bewegung (mindestens 10.000 Schritte) durchzuführen. Sinnvoll sind außerdem Alltagsmaßnahmen, beispielsweise der Einsatz hierfür speziell geeigneter Matratzen oder im Alltag durch das Tragen rückenfreundlicher Schuhe (gegebenenfalls orthopädische Einlagen) oder die Verwendung eines Rucksacks statt der Tragetasche.

Angeborene oder fixierte Fehlhaltungen (z.B. Skoliose, Morbus Scheuermann, nach Unfällen), die eine gewisse Gradzahl an Fehlstellung überschreiten, versucht man zunächst im Korsett zu korrigieren. In seltenen Fällen kommen hier auch operative Maßnahmen in Betracht.

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