Die nachfolgenden Informationen ersetzen keinesfalls eine ärztliche Diagnose und Beratung.

Dorsalgie

Dorsalgie: was ist das?

Als Dorsalgie oder BWS-Syndrom werden uncharakteristische, meist chronische Schmerzen im Bereich von Brustkorb, Schultern, Hals und Armen aufgrund von Veränderungen oder Fehlhaltungen an der Wirbelsäule bezeichnet.

Die BWS weist einige Unterschiede zu anderen Wirbelsäulenabschnitten auf: Durch die Verbindung mit den Rippen ist die Brustwirbelsäule unbeweglicher als die Hals- und Lendenwirbelsäule. Bandscheibenschäden treten in diesem Bereich viel seltener auf als in Hals- und Lendenwirbelsäule.

Rund 62% der Rückenschmerzen werden im Bereich der Lendenwirbelsäule beobachtet, dagegen beträgt die Häufigkeit von Schmerzen im Bereich Brustwirbelsäule ca. 2%.

Symptome einer Dorsalgie

Meist zeigt sich die Dorsalgie in Form von dumpfen oder drückenden Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule (Thorakalwirbelsäule). Sehr häufig sind die der Wirbelsäule anliegenden Muskelpartien schmerzhaft verhärtet. Aufgrund der gelenkigen Verbindung der Brustwirbelsäule mit den Rippen treten bei Blockaden häufig bewegungs- und/oder atmungsabhängige Schmerzen auf. Oft sind BWS-Schmerzen zwischen den Schulterblättern lokalisiert und können gürtelförmig über den gesamten Brustkorb ausstrahlen. Es kann auch der Eindruck entstehen, dass die Beschwerden vom Herzen ausgehen. Hals- und Lendenwirbelsäule können Veränderungen im Bereich der Brustwirbelsäule vorübergehend kompensieren. Auf Dauer hat eine Dorsalgie aber auch Folgen für die anderen Wirbelsäulenabschnitte, d. h. es kann zu Nacken- und Kopfschmerzen infolge von Halswirbelsäulenverspannungen oder Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule kommen.

Ursachen der Dorsalgie

Die Ursachen einer Dorsalgie sind vielfältig. Am häufigsten werden Blockierungen der Wirbelsäule beobachtet. Außerdem können degenerative Veränderungen der Wirbelsäule wie Arthrosen der Wirbelgelenke (Facettenarthrosen) oder andere Verschleißerscheinungen, wie Osteochondrosen (Abnutzungen der Bandscheibe), oder Anbauten der Wirbelsäule (Spondylophyten) zu Beschwerden führen. Nicht selten sind Bewegungsmangel und sitzende Tätigkeiten für eine Dorsalgie verantwortlich aber auch angeborene oder erworbene Fehlstellungen der Wirbelsäule wie Morbus Scheuermann und Skoliose, oder Wirbelbrüche infolge einer Osteoporose oder eines Unfalls.

Diagnose der Dorsalgie

Anhand des Beschwerdebildes und der Angaben der Patienten (Anamnese) kann häufig bereits eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Die klinische Untersuchung ist besonders wichtig. In einigen Fällen kann eine Bildgebung wichtig sein, hierbei spielt die Röntgendiagnostik im Stehen eine wichtige Rolle, ergänzend kann eine MRT Untersuchung sinnvoll sein.

In einigen Fällen kann eine neurologische Abklärung sinnvoll sein, da beispielsweise eine Infektion mit dem Gürtelrosevirus (Varicella-Zoster-Virus) vorliegen kann, die eine Entzündung der Zwischenrippennerven (Interkostalneuralgie), mit ähnlicher Schmerzsymptomatik hervorruft. Muskuläre Ungleichgewichte (Dysbalancen) sind mittels elektromyografischen Funktionsanalysen (Elektromyografie) diagnostizierbar.

Differenzialdiagnose bei Dorsalgie

Nicht nur die Wirbelsäule kann Ursache für Brustschmerzen sein: Ein Herzinfarkt oder eine Brustenge (Angina pectoris) kann ähnliche Symptome wie ein BWS-Syndrom hervorrufen.
Allerdings treten bei einem Herzinfarkt meist weitere Symptome wie Übelkeit, kalter Schweiß, und insbesondere bei Frauen Übelkeit oder Erbrechen auf. Bestehen unklare Anzeichen, so sollte in jedem Fall zur Abklärung eine ärztliche Untersuchung erfolgen.

Wie kann man einer Dorsalgie vorbeugen?

Es gibt einige Möglichkeiten, die dazu beitragen können, einer Dorsalgie vorzubeugen:
Hierzu zählen regelmäßige Bewegung, Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur sowie Vermeiden von Fehlhaltungen. Hierzu sollte auf bewusstes Bewegen bzw. Mobilisieren der BWS geachtet werden: beispielsweise in Beruf und Alltag öfter mal die Position wechseln, einen höhenverstellbaren Schreibtisch nutzen oder dynamisch, d.h. abwechselnd sitzend und stehend arbeiten.

Insbesondere bei Skoliose und Morbus Scheuermann bzw. nach Unfällen kann eine konsequente Durchführung von speziellen Übungen in der Regel unter Anleitung eines Physiotherapeuten sinnvoll sein. Im Falle einer Arthrose ist der Schutz vor Überlastung z.B. durch Bandagen und Orthesen während der Arbeit und in Belastungssituationen sinnvoll.
Helfen können auch hier gezielte Übungen zur Mobilisierung der Brustwirbelsäule sowie die Kräftigung der umliegenden Muskulatur.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Dorsalgie?

Liegen keine schwerwiegenden Beeinträchtigungen des Rückenmarks vor, erfolgt die Behandlung von BWS-Schmerzen konservativ. Dabei muss die adäquate Methode der Dorsalgie-Behandlung an die jeweilige individuelle Situation angepasst werden. Bestimmte Medikamente sowie das Einspritzen eines Lokalanästhetikums können unterstützend wirken.
Grundsätzlich sind Physiotherapie, Osteopathie, Wärme- oder Kälteanwendungen sowie Massagen dazu geeignet die Muskulatur zu lockern und die Beweglichkeit der BWS und somit die Schmerzsymptomatik zu verbessern. Therapiebegleitend kann auch eine Orthese wie z.B. der BORT Geradehalter oder der BORT Geradehalter Sport eingesetzt werden.
Auch Haltungsschulungen und spezielle Übungen für die Brustwirbelsäule können sinnvoll sein. Sollte die konservative Therapie keine nachhaltige Schmerzlinderung bringen, kann auch eine spezielle Schmerztherapie infrage kommen.

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