Die nachfolgenden Informationen ersetzen keinesfalls eine ärztliche Diagnose und Beratung.

Kreuzbandriss

Kreuzbandriss: was ist das?

Damit das Kniegelenk seine natürliche Roll-Gleit-Bewegung ausführen kann, wird es neben den Muskeln auch von verschiedenen Bändern stabilisiert und geführt.

Am wichtigsten sind hier:

  • Vorderes Kreuzband (ACL)
  • Hinteres Kreuzband (PCL)
  • Seitenbänder (Innenband - MCL und Außenband - LCL)

Kreuzband - Bandapparat

Zentraler Stabilisator des Kniegelenks ist das vordere Kreuzband, weshalb ein Zerreissen (Ruptur) zu einer Leistungseinschränkung führen kann - je nach Aufbauzustand der knieführenden Muskulatur. In der Kniebeuge wird die Gelenkfläche dann nicht mehr korrekt belastet, was zu weiteren Schädigungen des Knies führen kann, wie Verletzungen des Gelenkknorpels oder der Menisken. Mit 90-95 % aller Fälle ist der vordere Kreuzbandriss auch die häufigste Verletzung unter den Kreuzbandverletzungen.

Dabei können die Kreuzbänder vollständig oder nur teilweise (Teilruptur) reißen. In Deutschland werden pro Jahr ca. 35.000 Rupturen des vorderen Kreuzbandes verzeichnet; am häufigsten in der Altersgruppe der 15 - 30-Jährigen. Frauen weisen außerdem eine bis zu 8-mal höhere Verletzungsrate als Männer auf.

Ursachen eines Kreuzbandrisses

Ein Kreuzbandriss tritt in der Regel als Folge eines Sportunfalls auf, oftmals durch unvorhergesehene, abrupte Richtungswechsel mit gebeugtem Knie unter Einwirkung hoher Beschleunigungskräfte, wie z. B. beim Skifahren, Tennis-, Squash-, Basketball-, Handball oder Fußballspielen.

Hierbei kommt es unter massiv einwirkenden Kräften zu einer Außendrehung des Unterschenkels bei gleichzeitigem Aufklappen des Kniegelenks an seiner Innenseite. Diesem sog. Valgusstress kann das Kreuzband dann nicht mehr standhalten

Symptome eines Kreuzbandrisses

Die häufigsten akuten Symptome einer Kreuzbandverletzung sind Schmerzen sowie die Einschränkung der Beweglichkeit und die Bildung eines Blutergusses (Hämarthros). Letzterer kann ebenfalls massive Schmerzen und Spannungsgefühle verursachen.

Eine Instabilität des Kniegelenks stellt sich meist erst nach Abklingen der akuten Verletzungssymptome ein. Diese Instabilität führt ggf. zu Unsicherheiten beim Treppensteigen, Bergablaufen und beim Rennen (sofern dies noch möglich ist).
Das weitere Vorgehen richtet sich nach dem Ausmaß der Verletzung. Hierbei ist es wichtig, die Kreuzbandverletzung nicht isoliert zu betrachten, sondern auch Begleitverletzungen an Knorpeln, Knochen, Menisken und anderen Bändern zu berücksichtigen.

Stadien eines Kreuzbandrisses

Zur Quantifizierung des Stadiums eines Kreuzbandrisses wird am häufigsten der sogenannte Schubladentest genutzt. Dieser stellt bei Schädigung des vorderen Kreuzbandes eine Überbeweglichkeit des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel nach vorne und bei Schädigung des hinteren Kreuzbandes nach hinten fest. Die genaue Stabilitätsmessung des Kniegelenks erfolgt mit Messgeräten (KT-1000, Rolimeter, KLT), die an das Gelenk bzw. die Knochenkonturen angelegt werden. Mit diesen wird die Überbeweglichkeit unter Belastung in Millimetern erfasst.

Eine weitere Möglichkeit den Grad der Instabilität festzustellen, ist eine Röntgenaufnahme, bei der unter Belastung das Kniegelenk eingespannt wird und der Winkel der sogenannten Aufklappbarkeit in Grad gemessen wird. Eine eindeutige Einteilung der Instabilitätsstadien gibt es allerdings nicht.

Diagnose eines Kreuzbandrisses

Die Diagnose der Bandverletzung im Kniegelenk beruht auf der klinischen Anamnese sowie bildgebenden Verfahren wie Röntgenbild und MRT.

Meist ist eine klinische Untersuchung mittels verschiedener standardisierter Untersuchungsverfahren erst möglich, nachdem das Knie abgeschwollen ist. Dabei wird die Überbeweglichkeit des Kniegelenks (siehe Stadien eines Kreuzbandrisses) durch Tests wie den Lachman-Test, den Pivot-Shift-Test oder den Schubladentest eingeschätzt. Quantifizierende Messverfahren wurden bereits unter der Rubrik „Stadien eines Kreuzbandrisses“ beschrieben.

Wie kann man einem Kreuzbandriss vorbeugen?

Die Vorbeugung einer Kreuzbandverletzung orientiert sich prinzipiell an der jeweiligen Sportart. So müssen die speziellen Anforderungen des Sports z. B. beim Skifahren oder Fußball im Hinblick auf ihre Bewegungsmuster berücksichtigt und gezielt durch Kraft -und Koordinationstraining trainiert werden. Außerdem sollten die individuellen körperlichen Fähigkeiten auf das Risikoprofil abgestimmt werden. So ist es bspw. nicht sinnvoll, bei einem erhöhten BMI ohne präventives Training Fußball zu spielen. Denn hierdurch wären bei entsprechender Risikosituation Verletzungen vorprogrammiert. Bestimmte Knieübungen – die u.a. auf der BORT Website zu finden sind – können eine sinnvolle präventive Maßnahme sein.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei einem Kreuzbandriss?

Zur Akutbehandlung sind Hochlagern des Beins, Kühlung des Knies und gegebenenfalls Punktion mit Absaugen des Blutergusses geeignet. Meist können frisch verletzte Patienten aufgrund der beschriebenen Beschwerden nicht genauer untersucht werden. In dieser Phase sind Untersuchungen wie z. B. der Schubladentest oder eine gehaltene Röntgenaufnahme nicht sinnvoll, da aufgrund der schmerzbedingten Gegenspannung die Ergebnisse verfälscht würden. Als Erstversorgung sollte der Patient Gehstützen und eine Knieorthese erhalten und der weiteren Diagnostik mit anschließender Therapie nach Abklingen der Akutsymptomatik zugeführt werden.

Für Patienten, die weiterhin in der Freizeit und im Sport ihre volle Leistung erbringen möchten, ist bei einem Riss des vorderen Kreuzbandes ein operativer Bandersatz das Mittel der Wahl. In der Kreuzbandchirurgie werden standardisierte Verfahren der Transplantation (Bandersatz: Semitendinosussehne, Ligamentum patellae, Quadrizepssehne) mit Erfolg eingesetzt. Im Rahmen der Operation werden selbstverständlich auch eventuelle Begleitverletzungen der Menisken oder Seitenbandverletzung berücksichtigt.

Nach einer Kreuzbandoperation ist es sinnvoll, den Übergang zur Vollbelastung mit einer Knieorthese zu unterstützen. Bis der Bandersatz eingewachsen ist vergehen ca. 6 Wochen.

In dieser ersten Heilungsphase kann Krankengymnastik in Form von Bewegungsübungen, Weichteiltechniken (Massagen, Lymphdrainage etc.) und Gangschulung durchgeführt werden. Nach der 6-wöchigen Heilungsphase beginnt eine Rehabilitationsphase von weiteren 2-4 Monaten. Auch hier müssen die Fähigkeiten des Körpers so adäquat trainiert werden, dass die sportartspezifischen Anforderungen kompensiert werden können.

Da der Kreuzbandersatz nicht über Nervenzellen verfügt, ist die Informationsweiterleitung der Gelenkbeweglichkeit an das Gehirn nicht optimal. Jeder Kreuzbandpatient sollte daher täglich Präventionsübungen durchführen, damit der Bandersatz adäquat funktionieren kann. Je nach Sportart ist eine Vollbelastung meist erst nach 6 Monaten möglich. Eine undisziplinierte Rehabilitationsphase gefährdet den Zeitpunkt der Rückkehr in die „Normalität“ und die Qualität des Operationsergebnisses.

Der finale Umbau zur endgültigen Kreuzband“narbe“ dauert bis zu einem Jahr. In dieser Zeit ist es sinnvoll eine entsprechende stabilisierende Orthese bei Risikobelastungen zu nutzen.

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